Bunt, bunter, „i Giovani“ (Mittlerweile geschlossen)

Erklärung: Seit Herbst 2017 hat das „iGiovani“ geschlossen. Doch was ihr verpasst habt, könnt ihr hier nachlesen.

Zu beneiden sei ich ja nun ganz und gar nicht gewesen, begrüßt mich der liebe GustOL nach meinem England-Urlaub. Zwei Wochen Porridge und Braten mit Pfefferminzsauce (mitleidiges Schulterklopfen), was hätte ich mir da nur angetan? Verwirrung. Meint der das jetzt ernst? Seine Mimik verrät nichts. Dann ein Lachen. „Komm Anna“, sagt er, „wir gehen jetzt mal etwas Anständiges essen.“

Dreißig Minuten später sitzen wir auf dem Waffenplatz. Bunte Stühle und Tische. Farbig gestrichene Wände. Ein freudiges „Ciao!“ ertönt vom Eingang. Italien ist plötzlich ganz nah. Denn da, wo früher der bayrische Ferdinand war, breitet jetzt das „i Giovani“ seine Grandezza aus. GustOL hatte zwar zunächst etwas Bedenken, erzählt er, hatte er doch im Netz gelesen, dass hier die Bedienung etwas länger brauchen würde. Doch schließlich müsse man sich einen eigenen Eindruck verschaffen, sagt er – und aktiviert seine Stoppuhr-App.

GustOLs Thunfisch-Pizza
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Hier also der chronologische Ablauf:

13:45 Uhr: Hingesetzt, die Karten mit den Mittagstisch-Angeboten studiert. Es gibt mehrere Pizza- und Pasta-Menüs, alle mit einem zusätzlichen Salat und einem Getränk für 8,90 Euro. Oder einen Riesensalat plus Getränk für den gleichen Preis.

13:49 Uhr: Ein freundlicher junger Kellner kommt und nimmt die Bestellung auf.

13:52 Uhr: Ein gut gelaunter Kollege serviert uns mit einem netten Spruch die Getränke.

13:55 Uhr: Der erste Kellner bringt die Salate – alles wieder mit einem Lächeln.

14:00 Uhr: Unsere Pizzen landen wieder vom zweiten Kellner dampfend auf dem Tisch. Während wir genüsslich mampfen, kommt Kellner Nr. 1 zwei Mal zu uns und fragt höflich, ob alles in Ordnung sei. Das gleiche Prozedere beobachten wir auch an anderen Tischen.

Bei der Rechnung dann die Aufklärung: „Wir sind noch neu am Platz“, sagt der Kellner. „Kritik ist uns wichtig, nur so können wir uns optimieren.“ Finden wir toll – der Gast soll sich hier wohlfühlen, dafür wird viel getan. Wir loben die Pizza. Der Boden verkörpert wohl das italienische Ideal. Hauchdünn und sehr, sehr knusprig. Meine Variante mit Spinat, Knoblauch (hier hat der Kellner extra darauf geachtet, dass dieser nicht zu dominant ist, um meine Kollegen später zu schonen) und Ei hatte mich schon vom Nachbartisch aus angelächelt. Frisch und einfach lecker. GustOL hätte gern noch mehr Tomatensoße auf seiner Thunfisch-Pizza gehabt, behalf sich aber mit der selbst gemachten scharfen Soße, die ihm dann gereicht worden ist. Sein Fazit: Diese Pizza gehört definitiv zu den Besseren, aber nicht zu den Besten. Mein Fazit: Habe ich in Italien bisher nicht besser gegessen – beide Daumen hoch.

Auf Details wird im "i Giovani" Wert gelegt.
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Nur, sage ich dem Kellner, der Beilagensalat hätte für uns etwas liebevoller gestaltet sein können. Eisberg-Blätter, ein paar Karotten-Raspeln, zwei dünne Gurkenscheiben und ein Klacks Cocktailsoße aus der Tube – da ist definitiv noch Luft nach oben.

Wir bleiben noch ein bisschen sitzen, genießen die Atmosphäre und sprechen über Urlaub. Bald ist GustOL an der Reihe. Wohin er denn diesmal fahre, will ich wissen. England, sagt er und grinst. Ach ne! Wortlos zücke ich Stift und Zettel. Drei Adressen dürften reichen, um seine kulinarischen Vorurteile zu beseitigen. Wortlos steckt er das Papier ein. Eine Woche später die SMS aus London: „Daaanke für die Tipps!“ Freude. Doch dann das Bild im Anhang: Bier und Burger. Einen Versuch war es wert.

 

Essen: 4 von 5 Punkten
Service/Freundlichkeit: 5 von 5 Punkten
Ambiente: 4,5 von 5 Punkten
Preis/Leistung: 4 von 5 Punkten

 

Fazit: Ein frisch und modern daherkommender neuer Italiener in Oldenburg. Definitiv stylisher als die etablierten. Für einen anständigen Preis gibt es hier einen guten Mittagstisch. Den Service haben wir als außergewöhnlich freundlich erlebt.

 

Mittagstisch 11-15 Uhr täglich, Sonntag Ruhetag, Waffenplatz 1 in Oldenburg, Tel.: 0441 39010056