Von heiß bis lauwarm: Royals & Rice in Oldenburg

Silberne Rohre unter der Decke, schwarze Metallregal-Konstruktionen vor und neben dem gekachelten Tresen und hier und da eine Kritzelei auf den grauen Betonwänden: „Drop it like it’s hot“ wie Snoop Dogg gerade so schön aus den Lautsprechern tönt.

Das Design ist heiß, finde ich und muss schlagartig an meinen Loft-Traum aus alten Hamburger Zeiten denken. Ein Glück ist es beim Träumen geblieben – die Heizkosten hätten mich Frostbeule mit Sicherheit in den Ruin gestürzt. „Also ehrlich Anna“, reißt GustOL mich aus meinen Gedanken, „das ist doch nur mühsam gewollt auf Industrie-Schick gemacht. Das karge Mobiliar mit dürren Holzbänken auf dürrem Metallgestänge hat noch nicht mal Bierzeltgarnitur-Charme!“

Wie ist denn der heute drauf? Ich gucke Ingrid an. „Na ja“, sagt sie, „ich kenne das Royals & Rice ja schon aus Münster und muss sagen, da ist es doch wesentlich gemütlicher eingerichtet – nicht so kantinenmäßig wie hier.“

Gut, das Interieur ist also Geschmackssache. Dann schauen wir doch mal, wie es um die Kulinarik bestellt ist.

 

Die Coke und die Kiwi-Mint-Thai-Basil-Limonade
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Bitte am Tresen bestellen, lesen wir am Tisch. Dort warten wir erstmal. Die eine Servicekraft ist noch mit einem Gast beschäftigt, die drei anderen „R&R“-Leute unterhalten sich und ignorieren uns. GustOL nervt das extrem. Ich aber bin abgelenkt vom Besteck. Wie schön! Die extra langen Stiele sind in Holz gefasst und passen wunderbar als Kontrast zu der kahlen Optik des Restaurants. Mich fasziniert sowas einfach.

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Leider ist der viel gepriesene und von Ingrid und GustOL favorisierte Burger heute nicht verfügbar. Der Lieferant hat ihn leider vergessen, wird uns gesagt. Die beiden ziehen eine lange Schnute und müssen umdisponieren: Ingrid nimmt das Möhren-Paprika-Curry mit Huhn, Zitronengras, Kohl und Erdnüssen (6,50 Euro mittags/8,90 Euro abends).

GustOL bestellt sich das Gleiche wie ich: vietnamesische Pho Nudeln mit unter anderem einer hausgemachten Soja-Chili-Sauce, Huhn, Bohnen, Sojasprossen, Lauchzwiebeln und Koriander (6,90 Euro mittags/9,50 Euro abends). Dazu gibt es Kiwi-Mint-Thai-Basil-Limonade – total lecker! (2,90 Euro mittags/3,50 Euro abends).

Ich bin ein großer Fan der vietnamesischen Küche und habe bisher in Oldenburg am liebsten bei Lieus Imbiss in der Heiligengeiststraße 25 gegessen. Die Pho-Suppe da ist für mich perfekt – ich bin also sehr gespannt, wie hier die Pho-Kreation daherkommt.

Nach kurzer Zeit werden wir mit unseren Namen gerufen, nach denen wir bei der Bestellung gefragt wurden. Wie bei Starbucks, finde ich persönlich ja immer etwas befremdlich, aber gut. GustOL kennt das bereits vom Biggie B, da ist der Laden aber deutlich kleiner und so hört man seinen Namen sofort. Hier wird er undeutlich in den Raum gerufen. Die Leute werden aus ihren Gesprächen gerissen – sind wir jetzt gemeint? Das sei blöd für die Kommunikation, meint GustOL.

Optisch sieht das Essen top aus – in grauen Schalen drapiert und mit Grün garniert. Das schreit nicht nur nach Frische, das schmeckt auch nach Frische! Allerdings könnten GustOLs und meine Nudeln mehr Pep vertragen – von der Soja-Chili-Sauce schmecken wir wenig – und das Hühnchen ist etwas trocken. Was GustOL doch am meisten aufstößt ist, dass Ingrids und sein Essen lauwarm ist. Meines komischerweise nicht.

Heißer wird es dann wieder zum Abschluss. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hätte Ingrid das vorher gewusst, sie hätte sich wohl vorsichtshalber ausgezogen.

 

So sieht der Vietnamese Ca Phe aus, wenn er fertig ist...
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Um ihren Vietnamese Ca Phe trinken zu können, bedarf es erstmal einer Anleitung (s. Bild). Ingrid liest, sieht dem Kaffee beim Tropfen zu, liest – und wird wurschtelig. Das dauert ihr definitiv alles zu lange! Sie greift zu – und GustOL und ich hören nur noch ein Scheppern, ein erschrockenes „Oh“ und sehen eine vom Kaffee besudelte Ingrid.

Wenn Komik das Resultat einer Handlung ist, sollte man Ingrid an manchen Tagen besser die Hände auf den Rücken binden. Doch das Personal bleibt cool, als Ingrid mit dem Malheur in der Hand zum Tresen tapert – sie kriegt einen frisch eingeschütteten, kostenlosen zweiten Versuch. Das macht für GustOL das Ignorieren am Anfang wieder halbwegs wett, sagt er. Da ist mein wunderbar cremiger Korean Cappuccino mit Erdnüssen (beide 2,90 Euro) zwar schon runtergeschlürft, aber Ingrid ist glücklich.

 

Essen: 3,5 von 5 (GustOLs Bewertung: 3 von 5)
Service/Freundlichkeit: 3,5 von 5 (3 von 5)
Ambiente: 5 von 5 (2,5 von 5)
Preis/Leistung: beide 3 von 5

 

Fazit: Solides asiatisches Essen, sagt GustOL. Cooles Design, sage ich. Luft nach oben ist aber allemal, finden wir beide.

 

Heiligengeistwall 12, 26122 Oldenburg, Tel.: 0441 35079906, Öffnungszeiten: Mo-So 10 bis 23 Uhr