Chinesische Weisheiten im Asia Palast

Seit einigen Wochen haben wir eine sehr liebe Praktikantin bei uns zu Gast. Sie heißt Yilin und kommt aus China. Sie gab uns den Tipp, mal den Mittagstisch im „Asia Palast“ in Oldenburg zu probieren. Essen so viel man will für 7,90 Euro. Gesagt, getan. Heute teilen wir unseren Blog mal etwas anders ein – jeder von uns schreibt seine Meinung auf. Den Frauen lasse ich heute einmal ganz großzügig den Vortritt.

Yilin hat einen Blick für Deko und schwups war das Bild im Kasten...
« 1 von 5 »

Yilin: Eine alte chinesische Weisheit lautet: „Essen ist des Volkes Himmelreich“. So ist die Auswahl des Mittagsessens in China sehr vielfältig. Studenten und Berufstätige essen häufig in der Messe oder Kantine – wo man etwas praktisch und billig bekommen kann. Kein großer Unterschied also zu hier. Aber wenn man eine relativ anspruchsvolle Mahlzeit haben möchte, geht man gerne in ein stilvolles Restaurant. Im Alltagsleben nimmt man allerdings ein Buffet selten als Mittagstisch wahr. Denn im Vergleich zum Mittagessen ist das Abendessen für uns viel wichtiger!

Als man mich aber fragte , ob ich für GustOL etwas schreiben möchte, war die Wahl als erste chinesische Praktikantin bei NWZonline natürlich klar. Seit 2014 kenne ich das Restaurant „Asia Palast“ und bin schon dreimal dort gewesen. Um so schöner, dass ich nun mein Gastro-Erlebnis auch mit meinen Kollegen teilen konnte.

Von den Hauptspeisen bis zum Nachtisch – zum Mittagstisch stehen hier viele warme Gerichte zur Auswahl. Garnelen und Tofu gehören seit Jahren zu meinen Lieblingsgerichten. Also habe ich beide Speisen mit ein bisschen Bohnen zum ersten Gang genommen. Tofu ist im „Asia Palast“ in ganz kleine Stücke geschnitten, was für die gute asiatische Küche unabdingbar ist. Es schmeckte mir allerdings ein bisschen zu trocken, zwar salzig aber nicht scharf genug. Wenn ich Tofu zu Hause zubereite, dann mache ich ordentlich Chili rein – aber das ist ja Geschmackssache. Die Soße zu den Garnelen ist dagegen richtig lecker. Ich wäre allerdings sehr zufrieden, wenn die Garnelen noch ein bisschen größer sein könnten.

In der zweiten Runde habe ich das gebratene Rindfleisch mit den Zwiebeln und „Gebratener Reis nach Yangzhou Art“ ausgewählt. Was mich überrascht hat: Das Rindfleisch ist sehr zart und saftig. Rindfleisch ist schwer zuzubereiten und so wie es im „Asia Palast“ gebraten wird, kenne ich es nur aus China. Yangzhou ist übrigens  eine schöne Stadt im südöstlichen China und berühmt für ihren gebratenen Reis. Nach der typischen „Yangzhou Art“ wird Reis immer mit Eiern und verschiedenen Gemüsen zusammen gebraten – einfach nur köstlich!

 

Essen: 4 von 5 (leckeres Essen, vielfältige Auswahl)
Ambiente: 3 von 5 (riesiges Restaurant, manchmal zu laut)
Service: 3 von 5 (insgesamt gut, aber wenig Personal)
Preis/Leistung: 4 von 5 (preiswert)

« 1 von 8 »

Anna: Das Buffet ist wie das ganze Restaurant: riesig. Da türmt sich Frittiertes neben Gebackenem. Da schmiegen sich verschiedene Fleischsorten in verschiedene Saucen. Und da gibt es sogar eine ganze Gefriertruhe voll Eis, an der sich GustOL später noch vergreifen wird. Ich entscheide mich erstmal für Hühnerleber, Sprossen, Ente mit Erdnuss-Sauce und Schweinefleisch mit Zwiebeln, das, wie Yilin sagt, eine Spezialität ist.

Ich achte extra auf kleine Portionen, damit ich möglichst von allem probieren kann. Doch schon nach den ersten Bissen steht fest: Von der Leber und dem Schweinefleisch brauche ich mehr. Toller Geschmack und wunderbar zart – die Leber kann ich fast mit der Zunge zerdrücken. Aromenreich und frisch scheint hier allerdings alles. Und so geht es weiter mit gebratenem Reis, frittierten Garnelen, Tofu und Pilzen. Einfach nur lecker. Gerade der gern mal geschmacksneutral servierte Tofu kann sich in Konsistenz und Würzigkeit durch Sauce und Gemüse sehen lassen.

Ein kleines Manko gibt es allerdings: Der Service könnte etwas aufmerksamer sein. Zwar wurden benutzte Teller zeitnah abgeräumt, doch zu unserer Rechnung kamen wir erstmal nicht. Weit und breit war bei mittlerweile nur noch wenig Betrieb kein Kellner zu sehen. Yilin löste die Situation dann schließlich beherzt chinesisch, wie sie selber sagte, und machte sich resolut selbst auf die Kellner-Suche. Die Rechnung folgte prompt.

 

Essen:  4 (weil das Restaurant Khan einfach noch einen Tick besser war)
Ambiente: 3 (nett, aber für mich zu groß und so zu wenig gemütlich)
Service: 3 (auch hier muss ich wieder an das Khan denken: Obwohl der Mittagstisch schon fast rum war, war man zu uns extrem höflich und aufmerksam)
Preis/Leistung: 4,5 (mehr kann man für den Preis kaum erwarten – aber eben auch nur kaum)

GustOLs erster Gang besteht aus Gebackenem.
« 1 von 4 »

GustOL: Wie Anna es schon angedeutet hat, die Auswahl ist einfach gigantisch. Wer hier nichts findet, ist selber schuld. Bei meiner ersten Runde ist vor allem Gebackenes angesagt. Besonders positiv sind die Frühlingsrollen. Der Teig zerknuspert regelrecht im Mund und vermengt sich wunderbar mit dem herzhaften Gemüse. Apropos. Auch der in Panade gebackene Brokkoli ist mal eine ganz neue Art, dieses eigenwillig schmeckende Grünzeug zu essen. So dürfte es auch bei Kindern ankommen. Ein wenig Rindfleisch hat sich dann doch auf meinen Teller verirrt. Die Soße ist zwar angenehm scharf, dafür das Fleisch einen Tick zu zäh. Ob es an der Zubereitung lag? Vielleicht hatte die Kuh auch nur ein paar Jahre mehr auf dem Buckel.

Bei der zweiten Runde geht es dann deutlich eiweislastiger zur Sache. Richtig gut gelungen ist die Ente. Das Fleisch mundet zart und leicht würzig. Aber nicht zu sehr, denn der Eigengeschmack bleibt gut erhalten. Auch die Garnelen sind gelungen und harmonieren gut mit dem süß-sauren Gemüse. Ein Klassiker darf natürlich auch nicht fehlen: die Asia-Nudeln. Die Sprossen sind schön knackig, die Nudeln aber etwas zu labbrig. Positiv: Der Glutamat-Einsatz scheint sich in Grenzen zu halten, wie bei allen Speisen.

Beim Nachtisch hat man die Auswahl zwischen mehreren süßen Sachen, wie gebackener Banane, Käsekuchen, oder Eis. Da in mir das große Kind wieder durchkommt, bediene ich mich vor allem an der Tiefkühlkost. Die Mischung aus Schoko- und Nuss-Kugeln wird mit ordentlich Sprühsahne und Kakao-Sirup gepimpt. Das ist jetzt nicht die feinste italienische Gelato-Kunst, aber durchaus lecker. Und das Beste: Man darf sich so viel nehmen, wie man will.

Nach dem zweiten Mega-Becher geht nichts mehr. Pappsatt und selig lehne ich mich zurück und sehe mir den Laden noch mal genauer an. Er gefällt mir zwar ganz gut, denn die Einrichtung ist eine Mischung aus klassisch und modern – aber leider kommt durch die enorme Größe des Speisesaals und dem Geschirr-Geklapper beim Tresen leichtes Kantinen-Feeling auf. Insgesamt kann der Asia-Palast nicht ganz mit dem ähnlichen Angebot des „Khan“ mithalten, ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert.

Essen: 4 (sehr große Auswahl, vieles schmeckt gut, Eis bis zum Abwinken)
Ambiente: 3 (etwas zu groß geraten, Geschirr-Geklapper nervt)
Service: 3,5 (zu Beginn recht schnell, am Ende etwas langsam, wenig Lächeln)
Preis/Leistung: 4,5 (Wer hier mit ein wenig Platz im Magen speist, kommt voll auf seine Kosten)

 

Asia Palast, Bremer Heerstraße 97, Tel.: 0441 57055833