Beim Akino: Ist GustOL altmodisch oder einfach nur alt?

Die Kellnerin muss grinsen, als ich mit verzweifeltem Blick sage: „Könnte ich bitte Besteck haben?“. Hört sie wohl nicht zum ersten Mal – schließlich sind wir beim Japaner „Akino“, und ich sehe mit den Stäbchen zwischen den Fingern wohl sehr unbeholfen aus. Meine Kollegin Tilda hat damit überhaupt keine Probleme – schließlich ist sie Japanologin und kennt sich aus. Also die perfekte Begleitung.

Sie kann mir auch vieles erklären, zum Beispiel den Unsinn mit den Tablet-Computern bei Bestelllungen. Während wir auf die echten Speisekarten aus Papier mit den Mittagsangeboten warten, können wir schon mal auf den Tablets gucken, was es so beim neu eingeführten Büfett (12,90 Euro) gibt. Allerdings war es mir zu kompliziert und die Apfelschorle finde ich auch nicht nach ´ner Minute Tippen und Scrollen. „In Japan ist das normal, in größeren Restaurants kriegt man so ein Ding immer in die Hand gedrückt“, weiß Tilda.

 

Obwohl Smartphones und Tablets zu meinem täglichen Werkzeug gehören, finde ich sie als Speisekarten-Ersatz eher lästig. Es ist eine fremde Benutzeroberfläche und man zuckt suchend mit dem Finger drauf rum, anstatt gemütlich durch eine Karte zu blättern. Bei sowas bin ich einfach altmodisch – oder einfach nur alt. Doch nun stehen die Gerichte dampfend vor uns, bestellt vom Papier und jetzt mit Besteck dabei.

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Da Sushi eh nicht so mein Ding ist und wegen einer kürzlich eingetretenen Fisch-Unverträglichkeit bei mir sowieso Alarm im Darm angesagt wäre, esse ich heute Chashu Ring mit Miso Ramen. Also asiatischen Nudeln. Das Ganze schwimmt in einer aromatischen Suppe mit ordentlichem Sojasoßen-Touch.  Während die Ramen-Nudeln recht weich sind, sind Möhre und Broccoli als Gemüsebeilage doch mehr als knackig. Fast roh. „Das ist in Japan normal, die haben’s gern etwas bissfester“, unterbricht Tilda meine ersten Mäkel-Ambitionen. Dafür ist das Fleisch schön zart und harmoniert gut mit den Sojasoßen-Noten.

Während ich mein Rind genieße, amüsiert sich Tilda über ihre Sushi-Platte „Menü 2“ (9,80 Euro) mit Thunfisch Maki, Lachs Maki, Rettich Maki, Nigiri Mix und den sechs Dragon Rolls mit flambierten Käse und Röstzwiebeln. Vor allem das Letztere zieht immer wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Käse und Röstzwiebeln klingt eher nach Uschis Imbiss, aber nicht nach Sushi“, sage ich, oder?

„In Japan habe ich so was noch nie gesehen“, meint Tilda skeptisch und schnappt sich eine Rolle. Beim Kauen runzelt sie die Stirn. „Schmeckt irgendwie gut, aber auch ziemlich seltsam“, ist ihr Fazit. So richtig überzeugt von der Kreation aus Garnele, Reis, Algenblatt, Toastkäse und Röstzwiebeln scheint sie nicht zu sein. „Die anderen Sachen sind aber gut“, meint Tilda und futtert fröhlich und geschickt die Stäbchen schwingend weiter.

Beim Rausgehen, schleichen wir noch mal am riesigen Wandbild vorbei, das eine Großstadt abbildet. „Ist das Tokyo?“, frage ich Tilda. Sie scannt das gigantische Kunstwerk und antwortet: „Könnte sein. Solche quadratischen Autos, die man da sieht, fahren Japaner ganz gerne.“

Essen: 4 von 5

Service/Freundlichkeit: 4 von 5

Ambiente: 4,5 von 5

Preis/Leistung: 4 von 5

Fazit: Bisher mein Lieblingsjapaner. Gutes Essen in feiner Atmosphäre.

Akino Oldenburg, Wallstraße 11, 26122 Oldenburg, Telefon 0441/304 222 86, Mittagsangebot: montags bis samstags von 11.30 bis 14.30 Uhr