GustOL in der Zeitmaschine – So schmeckt’s ihm in der Oldenburger Mensa

Herrlich, was waren das früher für Zeiten. Als Student, in der Mensa, besonders im Sommer, unbeschwerte Jugend. Da ich derzeit dank Chef-Befehl auf einem Kantinentrip bin, wird es Zeit für die Zeitmaschine, die mich zurück ins Studileben bugsiert. Also ab in die große Mensa der Uni Oldenburg.

Als Begleitung und Anna-Ersatz habe ich heute zwei Kolleginnen dabei, die glatt noch als Studis durchgehen könnten. Ingrid Immerhungrig und zum ersten Mal auch Elsa. Der klotzige Klinkerbau im Uhlhornsweg versprüht den rauen Charme der 70er-Jahre, doch drinnen lassen riesige Flachbildschirme die Gegenwart erblicken, und natürlich, was es zu essen gibt.

Mann, hätte es das bloß in meiner Uni-Zeit gegeben: einen eigenen Bereich nur für Pizza! Dazu gibt es noch eine Pasta-Küche, das mittlerweile obligatorische Veggie/Vegan, die etwas exklusiveren, internationalen Menüs im Culinarium und den Classic-Bereich. „Bei uns hieß das früher Stammessen“, sage ich zu meinen Begleiterinnen, und höre mich an wie mein eigener Opa. Da wir nicht wissen, ob wir oben auch zusammenbleiben können, wenn sich jeder seinen einzelnen Bereich wählt, entscheiden wir uns gemeinsam für Classic.

Zartes Fleisch in herzhafter Soße. GustOL hat schon Schlimmeres in der Mensa gegessen.

Während ich anstehe, lese ich mir das Kleingedruckte durch, das auf einem Zettel an den Ausgaben steht. Für Gäste 1,40 Euro mehr und die Beilagen kosten 65  statt 30 Cent. An der Kasse sollte ich dann tatsächlich für mein scharfes Rindfleisch mit Gemüsestreifen und dem Brokkoli als Beilage nur 3,45 Euro zahlen. In meinem Kopf ratterte es: Das Gericht für 3,15 Euro, dann die 1,70 mehr für den Gastzuschlag …NEIN, die Dame hat mich doch tatsächlich für einen Studenten gehalten. Ich fühle mich zwar wahnsinnig geschmeichelt, aber sage ihr dann doch, dass ich Gast bin. Schwupps, sind die 1,70 Euro drauf, aber das gute Gefühl der scheinbaren Jugend bleibt.

Reichlich Kohl, Zwiebeln und Bohnen in der Soße. Gut, dass GustOLs Arbeitstag danach nicht mehr so lange ging.

Auch meine Kolleginnen sind als Studis durchgegangen und konnten so – ohne das Kleingedruckte gelesen zu haben – überaus günstig essen. Ingrid schleppt auf ihrem Tablett ein Seelachsfilet mit Ratatouillekruste und Kräutersoße (2,35 Euro) sowie Kartoffeln und Brokkoli als Beilage an den Platz. Begeistert ist sie allerdings nicht. „Die Konsistenz vom Fisch ist ja okay, dafür aber die Kruste recht fad. Und auch der Kräutersoße fehlt der Pep“, sagt sie etwas mürrisch. Nachdem ich bei Madame Immerhungrig probiert hab, kann ich ihr nur zustimmen.

Ingrids Fisch war etwas fad.

Den Vogel in puncto günstig hat Elsa abgeschossen. 1,20 Euro kostet ihr Blumenkohlkäsemedaillon in Tomaten-Zucchinisoße, und wie Ingrid musste sie bei 30 Cent für ihren Brokkoli auch nicht in den  Dispo gehen. Bei dem Preis darf man allerdings optisch ganz schöne Abstriche machen. „Für Food-Porn wäre das der reinste Abturner“, sage ich zu Elsa. Sie muss lachen, meint aber, dass es ganz gut schmecke. Auch hier muss ich wieder probieren. Definitiv herzhafter als Ingrids Fisch. Vor allem die Soße gewinnt mit angenehmer Fruchtigkeit und Schärfe, aber es schmeckt nicht nach Tütenpulver, wie so häufig.

Optisch nicht der Burner, aber recht schmackhaft: Das Blumenkohlkäsemedaillon in Tomaten-Zucchinisoße von Elsa.

Bei meinem Teller denke ich nur: „Wow, die reinste Nahrung für `nen menschlichen Biogas-Reaktor.“ Kohl, Zwiebeln und  Bohnen schwimmen reichlich in der dunklen Soße mit dem geschnetzelten Fleisch. Letzteres schmeckt wirklich gut und ist erstaunlich zart. Die Flüssigkeit hat ordentlich Zunder und schmeckt sehr aromatisch nach Gemüse und Fleisch, ohne zu salzig zu sein. Lediglich der Kohl ist recht holzig. Hier sind nicht grad die besten Stücke in der Kelle gelandet.

Kommen wir noch mal auf das Ambiente zurück. Klar, das alles andere als edle Mobiliar steht eng beieinander, es ist voll und laut. Trotzdem kommt so eine unbeschwerte Fröhlichkeit auf. Die Dynamik der Jugend liegt in der Luft, eine Energie, die man regelrecht spürt – und auch mitnimmt.

Und so muss auch dieser Mensa-Gang mit einer alten Tradition enden:  dem Kaffee danach.  Mit unseren weißen Bechern pflanzen wir uns an einen Stehtisch in der Mensa-Cafeteria. Ingrid schaut sich um, nimmt einen Schluck, schließt kurz die Augen und seufzt: „Hach, genau wie damals.“ Anscheinend bin ich nicht der einzige, für den dieser Mittags-Trip eine kleine Reise in der Zeitmaschine ist. Als wir die Mensa verlassen, fühlen wir uns alle fünf Jahre jünger. Mindestens.

 

Essen: 3,5 von 5

Ambiente: 3,5 von 5

Service/Freundlichkeit: 3,5 von 5

Preis/Leistung: 4 von 5

Fazit: Recht große Auswahl zu günstigen Preisen, auch wenn man nicht mehr Student ist. Die Mensa bietet solides Essen in einem Ambiente, das vielleicht nicht jeder so freudig aufsaugt wie GustOL.

Mensa Uhlhornsweg vom Studentenwerk Oldenburg, Uhlhornsweg, 26129 Oldenburg, Telefon 0441/798 26 63, Öffnungszeiten im Semester: montags bis freitags von 11.30 Uhr bis 14.15 Uhr; außerhalb des Semesters von jeweils von 11.30 bis 14 Uhr.