Hip in Oldenburg: Es ist Knust – und ich mampf das weg

Ich bin sauhungrig, doch meine liebe Kollegin sitzt noch in einer Konferenz. „Mensch, Mädel, es ist kurz nach drei, jetzt kriegen wir keinen Mittagstisch mehr “, schnauze ich Anna in meiner Unterzuckerungs-Garstigkeit an, als sie wiederkommt. „Ach GustOL, dann gehen wir halt dahin, wo‘s den ganzen Tag alles für einen Preis gibt – und trotzdem günstig ist“, antwortet sie lässig. „Was denn – Mekkes, King oder der Dönermann von nebenan? – Kenn ich!“, knurre ich zurück. „Knust!“, sagt Anna. „Wir gehen ins Knust.“ „Knust?! Knust, wie das Endstück vom Brot? Anna, ich will was Richtiges!“, nörgle ich weiter. Doch dann überzeugt sie mich, dass es dort so manches kreative Ding gibt, und sie nur Gutes gehört hätte. Überredet!

Als wir den Laden betreten, kriege ich anfangs ein wenig Platzangst. Ganz schön klein. Sitzen kann man an einem circa drei Meter langen Fensterfront-Tisch auf Barhockern – mit einem wunderbaren Blick auf das Treiben in der schnuckeligen Burgstraße. Trotz des eher nüchternen, gradlinigen Innendesigns ist das Ambiente gemütlich-elegant. Was beispielsweise auch an den schönen Kreidetafeln liegt, auf denen die Leckereien und ihre Preise stehen.

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GustOLs Knustini-Klassiker „Cheddar“ mit der selbstgemachten Limonade

Bestellt wird bei der jungen Chefin höchst selbst, die hinter dem kleinen Tresen steht. Ich wähle einen „Knustini“-Klassiker – den „Cheddar“ (3,50 –Euro). Wie der Name schon andeutet, ist hier neben Feldsalat und roten Zwiebeln Cheddar-Käse auf dem Brot, das mit einer Honig-Senf-Creme bestrichen ist. Zum Runterspülen gibt es eine hausgemachte Limette-Minze-Limonade (2,80 Euro).

Anna braucht ein wenig länger zum Bestellen – schließlich ist sie auch nicht so hungrig, sagt sie. Ich glaube, sie kann sich einfach nur nicht entscheiden. Und siehe da, sie bestellt: eine große Kürbis-Suppe (4,80 Euro) und für später ein Knustini mit getrockneter Tomate, Grünkohl und Frischkäse (3,50 Euro). Aha!

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Annas große Kürbis-Suppe mit Pfefferminz-Tee

Während die Knustinis und Annas Suppe gebacken beziehungsweise aufgewärmt werden, nehmen wir Platz. Erstmal die Limo probieren. Wow, die schmeckt wirklich anders als das übliche Brausen-Gesöff. Limette und Minze geben sich ein harmonisches Stelldichein in einem (zum Glück!) nur wenig zuckrig schmeckenden, aber sanft prickelnden Etwas. Auch Anna ist begeistert und bereut heimlich, den Pfefferminz-Tee bestellt zu haben (das sehe ich ihr sofort an!). Zufrieden ist sie aber dennoch: Der Tee wird im Knust mit frischer Pefferminze aufgegossen. Das duftet und schmeckt besonders an diesem kalten, grauen Regentag.

Langsam zieht der Duft von Gebackenem in meine Nase und lässt meine Synapsen frohlocken. „Es ist fertig“, hören wir von hinten. Frau Knust hat die Gerichte auf den Tresen gestellt, ich hole sie rüber. „Sie hätte ja auch noch die zweieinhalb Meter zu uns gehen können“, flüstere ich Anna zu. „Wenn du hungrig bist, haste immer was zu meckern, so und nun iss!“, sagt Anna leise, bestimmt und mit einem Augenzwinkern in der Stimme.

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Mehr als ein Butterbrot: Frische Zutaten zwischen dem herzhaften Cheddar-Käse machen den Knustini zu einem echten Genuss.

Beim ersten Bissen verstummt meine innere Grantigkeit, und der herzhafte Geschmack mit sanften Aromen erfüllt mich schlagartig mit kulinarischer Seligkeit. Dass ein so einfaches Essen, wie dieses „Butterbrot“ so lecker schmecken kann! Nach der ersten Hälfte meines Sandwichs frage ich die Chefin, woher sie denn das Brot bezieht. „Bäckerei Ripken, hier vom Wochenmarkt“, antwortet sie freundlich. Da fällt der Groschen. Die kreative Bäckerei aus dem Ammerland zählt angeblich zu den besten Deutschlands und auch meine Mutter fährt gerne mal ein paar Kilometer extra, um diese Qualität zu genießen. Zufrieden mampfe ich weiter.

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Gutes Zeichen: Diese Kürbissuppe entlockte Anna ein wohliges Brummen.

Aus Annas Richtung kommt indes nur ein wohliges Brummen. Ein sicheres Zeichen, dass es ihr schmeckt! Sie nickt – „ist das lecker!“. Sie ist ja ein absoluter Halloween-Fan und probiert mit Freunden jedes Jahr neue Rezepte für das gruselige Party-Buffet aus. Auch bei der Kürbis-Suppe variiert die eingeschworene Truppe gern. „Absolut konkurrenzfähig“, sagt Anna. „Absolut! Weil: Auf wenige einfache Zutaten reduziert – so entfaltet sich der Geschmack einfach am besten.“

 

Essen: 4,5 von 5

Service/Freundlichkeit: 3,5  von 5

Ambiente: 4 von 5

Preis/Leistung: 4 von 5

Fazit: Der kleine Knust ist mehr als ein Subway für Hipster. Die Gerichte hier schmecken richtig gut und werden mit viel Liebe zubereitet. Definitiv eine Bereicherung für Oldenburg!

 

Knust Catering, Burgstraße 31, 26122 Oldenburg, Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 9.30 bis 18.30 Uhr, sonntags und montags geschlossen.