Kaiserliche „Beisserei“ in Oldenburg

Nachdem Anna sich zuletzt mit ihrer Vorliebe fürs Asiatische und Bayrische durchgesetzt hat, wurde es mal wieder Zeit, dass der Papa das Kommando übernimmt. „Beisserei?“, fragt meine Kollegin erst etwas widerwillig auf meinen Vorschlag, um im nächsten Augenblick strahlend aufzuspringen und „okay!“ zu rufen.

Zusammen mit unseren Kollegen Ingrid Immerhungrig  und Timo wollen wir dem Restaurant in der Kaiserlichen Post einen Besuch abstatten. Unsere Praktikantin Vivienne, die in der Oldenburger Gastroszene gut vernetzt ist, erzählt uns noch beim Jackenanziehen, dass das Konzept der „Beisserei“ an TV-Koch Tim Mälzers „Bullerei“ in Hamburg angelehnt sein soll: fein durchdesignte Einrichtung mit Küche der gehobenen Qualität.

„Wie schick es hier ist“, staunt Design-Fan Anna, als wir den Laden im historischen Gebäude betreten. Recht hat sie, denn die Kombination aus hohen Decken, Säulen, Bögen, viel Holz und Hängeleuchten schaffen ein stylish-nobles Ambiente. Auch Ingrid und Timo sind angetan. Als wir uns setzen, greift sich Anna als erstes die stattliche Textil-Serviette. „Mensch, die ist ja richtig dick und fest“, sagt sie, die Finger fleißig knetend.

Kurz danach erscheint auch die Kellnerin und reicht uns die Mittagskarte. Elf Angebote stehen drauf. Von der Tagessuppe für 3 Euro bis zum „Chicken Supreme“ für 14,60 Euro ist vieles dabei. Annas Appetit hält sich heute anscheinend in Grenzen, denn sie entscheidet sich für die Suppe, während mir nach der „Chicken Pasta“ (8 Euro) ist.

Was Timo wählen würde, war schon klar, als er beim Eingang – die Augen leuchtend – das Tages-Spezial mit Spargel, Hähnchenschnitzel und Kartoffeln (11,90 Euro) entdeckte. Ingrid überlegt nicht lang, ihr Hunger verlangt nach dem „Crispy Hähnchenschnitzel“, dass in einer Honig-Brot-Kruste mit Pommes und Chipotle-Mayonnaise angerichtet wird.

 

GustOLs Nudeln mit Huhn
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Nach ungefähr einer Viertelstunde stehen die Teller dampfend auf dem Tisch. Als erstes schnappe ich mir ein Stück Fleisch vom Teller. Außen leicht knusprig angebraten und innen zart ohne Ende. Kein Vergleich mit dem, was ich eine Woche vorher essen musste. Die Pasta wird von einer dezent herzhaften Parmesan-Soße ummantelt – garniert mit gebackenem Ruccola. Geschmacklich ist diese Kombination mehr als gelungen. Ein einfaches Gericht mit einfachen aber erstklassigen Zutaten – 1A zubereitet.

Rundum blicke ich in zufriedene Gesichter. Ingrid lobt ihre Pommes frites, und reicht mir den Teller zum Probieren rüber. Tatsächlich. Kein Vergleich mit handelsüblichen Imbiss-Fritten. Dick, knuspriger Mantel und eine leckere Kartoffeligkeit innen – allerdings einen Tick zu salzig. Trotzdem: Sie in Ketchup zu tauchen, wäre eine Sünde. Ihr Hähnchenschnitzel und auch das von Timo werden mit gut hörbarem „Hmmmh“ durch den Geschmacks-Tüv gewunken.

Vielleicht liegt es an der makellosen Umgebung, dass Timo auf dem Teller dann doch etwas zu mäkeln findet. Ein etwas kleineres Schnitzel und dafür ein oder zwei Stangen Spargel mehr wären für ihn besser  gewesen. Und etwas mehr Biss könnte der Spargel für seinen Geschmack haben. Und die Kartoffeln, nun ja, sind eben Kartoffeln. Aber das, gesteht Timo gleich, sind nur harmlose Mäkeleien. Gut gegessen habe er hier allemal.

Das unterstreicht auch Anna, die mit ihrer Steckrüben-Kokos-Suppe absolut zufrieden ist: sämig, geschmacksintensiv und man hätte sie sich sogar noch an der Suppen-Theke mit Croûtons, Körnern, Essig oder Gemüse-Schnipsel verfeinern können.

 

Essen: 5 von 5

Service/Freundlichkeit: 4 von 5

Ambiente: 5 von 5

Preis/Leistung: 4,5 von 5

 

Fazit: Preislich zwar nicht ohne, aber bei dem einzigartig-schicken Ambiente und der Qualität absolut gerechtfertigt.

 

Die Beisserei, Poststraße 1, 26122, Oldenburg, Telefon 0441/99842222, Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 12 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 0 Uhr; Sonn- und Feiertage: 17.30 bis 22 Uhr