Sind die Baguettes im „Swutsch“ wirklich so gut?

Männer um die 40 machen ja manchmal verrückte Sachen. Die einen legen sich einen Porsche zu, andere eine junge Geliebte, die ihre Tochter sein könnte – und einige sogar beides. Bei mir reicht das Geld einfach nicht – für beides. Aber als bescheidene Veränderung habe ich jetzt begonnen, eine zweite Fremdsprache zu lernen: Französisch. Und als kleine Motivation muss natürlich ein Essen her, das französischer kaum sein könnte – ein Baguette. Wirklich gute soll es ja im Bistro „Swutsch“ in der Mottenstraße geben.

Meine liebe Kollegin Ingrid Immerhungrig ist begeistert von meiner Test-Idee. „Bah oui, ich bin praktisch eine halbe Französin und habe schon Baguettes gefuttert, bevor ich laufen konnte“, sagt sie, und lässt keinen Zweifel übrig, wer heute die beste Begleitung wäre. Als wir das „Swutsch“ betreten, fällt mir auf, dass es zwar eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlt, aber definitiv schon die besten Tage hinter sich hat. Alles wirkt etwas heruntergerockt. Trotzdem mag ich es – besonders die gewächshausartigen Glasflächen, die ein schönes Tageslicht schenken. Sehen und gesehen werden ist hier angesagt. Fragt sich nur, wie warm es hier im Hochsommer wird.

GustOLs Baguette „Luxor“ ist garniert mit Rindergehacktem, Tomate, Gurke, Käse und Salat.

Die Baguettes gibt es laut Karte mit allerlei unterschiedlichen Belägen, mit Vollkornteig oder ohne und in zwei Größen. Ingrid wählt die Variante „Louvre“ mit Räucherlachs, Camembert, Tomate, Käse und Salat, während mich das „Luxor“ anlacht – garniert mit Rindergehacktem, Tomate, Gurke, Käse und Salat. Dazu kann man noch aus mehreren Soßen wählen, wie der freundliche Kellner erklärt – und ich nehme Knoblauch. „Oh là là“, sagt Ingrid lachend, „zum Glück sitzt du im Büro weit genug weg.“ Mir ist’s egal, ich hab‘ heute einfach Bock auf Knobi.

Die pflanzlichen Zutaten wirken knackig und frischt. Das Fleisch ist für GustOL etwas zu hart gepresst.

Während meine Begleitung noch von ihren Urlaubsabenteuern erzählt, werde ich ein wenig unruhig und schaue auf die Uhr. Schon vor über einer Viertelstunde bestellt, und wenn GustOL hungrig ist, sollte man ihn nicht warten lassen. Doch hier haben sich die letztendlich 20 Minuten gelohnt. Das Brot ist schön kross gebacken, Salat, Gurke und Tomate wirken frisch und knackig, nur das in Scheiben geschnittene Rinderhack könnte einen Tick luftiger und weniger gepresst sein.

Leckere Rezepte für Baguettes finden Sie hier bei Muddiskochen

Doch ich will nicht groß mäkeln. Und wie schmeckt’s der Baguette-Kennerin? Ingrid würde gerne noch ein paar Urlaubsabenteuer mehr raushauen, das sehe ich ihr an. Aber das Baguette hält sie davon ab, noch mehr Seemannsgarn zum Besten zu geben. „Ich find’s lecker“, sagt sie mit ordentlich Camembert in den Bäckchen. „Das ist Klassen besser als die meisten Baguettes, die ich so in meinem Leben verdrückt habe.“ Die Mischung aus Camembert und Räucherlachs träfe genau ihren Geschmack, und ihr immergroßes Loch im Bauch werde für einige Stunden gefüllt sein, prophezeit Ingrid. Und das heißt schon was.

Etwas Geschmackskunst gefällig? Dann sollte man sich ans „Louvre“ wagen.

Ich weiß ja nicht, wie verrückt es ist, mit fast 40 noch mal Französisch als zweite Fremdsprache zu lernen, aber ganz und gar nicht verrückt ist es, sich ein Baguette im Bistro „Swutsch“ zu gönnen. Es schmeckt und macht satt. Viel mehr braucht man für ein Gericht um die 7 Euro auch nicht erwarten.

 

Essen: 4 von 5

Service: 4 von 5

Ambiente: 3,5 von 5

Preis/Leistung: 4 von 5

Fazit: C’est bon – wer in Oldenburg ein gutes Baguette essen will, sollte mal im „Swutsch“ absteigen.

 

Café und Bistro Swutsch, Mottenstraße 21, 26122 Oldenburg, Telefon 0441/140 98, montags bis samstags ab 9 Uhr bis abends/nachts geöffnet, sonntags ab 14 Uhr.