GustOL hat `ne Neue – und testet mit ihr das Caldero

Das soll mir mal einer nachmachen: Jemanden sofort wiederzuerkennen, den man ein Vierteljahrhundert vorher, mit 16 zum letzten Mal gesehen hat. Und das Ganze um vier Uhr morgens mit einem Alkoholpegel jenseits von Gut und Böse. Doch Ida hatte sich kaum verändert, als sie mir in der Umbaubar in Oldenburg über den Weg lief. Immer noch den unverkennbar schwarzen Lockenkopf über dem liebenswerten Zahnpasta-Lächeln – genau wie damals auf dem Schulhof.

Wir hatten uns einiges zu erzählen, und als ich ihr verrate, dass ich für die NWZ arbeite, sagt Ida: „Ich lese die Geschichten von GustOL immer gern, hast du was mit ihm zu tun?“ „Ich BIN GustOL!“, antworte ich trocken mit einem Grinsen. Als treuer Fan weiß sie natürlich, dass Anna derzeit für ihren Nachwuchs selbst als Lebensmittelproduzentin fungiert, und bietet an, sie zu vertreten. Wie könnte ich da „nein“ sagen?!

Um dem kalten, nassen Oldenburg-Winter zu entfliehen, haben wir uns zum Testen einen kleinen Spanien-Trip ausgesucht: das Caldero beim Oldenburger Marktplatz. Als Ida und ich eintreten, erwartet uns wohl ein in Oldenburg einzigartiges Ambiente. Das Kellergewölbe mit roten Klinkersteinen, dunkle Hölzer und ein warmes Lichtdesign sorgen für einen schicken Komfort. Einige Minuten nachdem wir sitzen und über alte Zeiten plaudern,  bringt uns ein Kellner kleine Täfelchen mit den Mittagsgerichten.

Der Caldero-Mittagstisch hat mehrere Gerichte zur Auswahl.

Schweinefilet mit Ratatouille und Steak Fries und das Ganze für 7,90 Euro – „ist ja fast geschenkt“, denke ich. Gebongt! Ida nimmt das Tagesgericht: Rinderragout.  Die Beilagen sind identisch, der Preis ist es auch. Lange brauchen wir nicht zu warten, dann sind die Mahlzeiten da.

Meine kleinen Schweinesteaks sind gut, hätten aber noch einen Tick zarter sein können sowie die Fries etwas knuspriger. Das Gemüse schmeckt exzellent, aber was ist das?! Der eine Bissen ist auf einmal richtig salzig und würzig. „Die haben das bestimmt mit Meersalz verfeinert, das ist manchmal grobkörniger und verteilt sich nicht so schnell wie Speisesalz“, erklärt mir Ida das Geschmacksphänomen. „Da scheint sich aber jemand auszukennen“, staune ich über den kulinarischen Scharfsinn meiner Schulkameradin.

GustOLs Schweinefilets mit Ratatouille-Gemüse und Steak Fries

„Ich koche einfach leidenschaftlich gern – und das Hobby habe ich ja auch ein bisschen zu meinem Beruf gemacht“, erklärt mir Ida ihre geschulten Sinne. „Manchmal träume ich davon, ein eigenes Restaurant zu haben, nachdem ich in der Studentenzeit eh schon viel in der Gastronomie gearbeitet habe. Daraus wird wohl in diesem Leben nichts mehr. Aber ich habe eine Leidenschaft für ein schönes Ambiente und für kulinarische Leckereien.“ Wow, meine neue Co-Testerin ist ein absoluter Volltreffer!

Doch was sagt sie zu ihrem Ragout? Wie köstlich Ida schon der erste Bissen schmeckt, merke ich sofort.  „Hmmh, richtig  zart das Fleisch, genau, wie es sein soll. Yummy!“, frohlockt Ida. „Und das Ratatouille mit dem vielen Paprika passt super dazu.“ Meine Schulkameradin hält kurz inne. „Auf jeden Fall haben die das in Olivenöl gedünstet.“ Ida probiert zufrieden lächelnd weiter und auch die Kartoffelspalten finden ihr Wohlwollen: „Also ich finde die eigentlich recht knusprig“.

Idas Rinderragout war ein echter Volltreffer.

Ragout und Fries kenne ich ja schon, aber dieses Ragout macht mich echt neugierig.
„Darf ich auch mal?“
„Na klar, nur zu!“
Ich schiebe mir ein Stück Rind zwischen die Kiefer. Hammer! Superzart, superwürzig, aber ohne Geschmacksverstärkerbombe. Leckerleckerlecker. Häufig schmeckt solch ein Ragout- oder Gulaschfleisch ja so, als hätte man eine alte, zähe Kuh durchgehäckselt. Das hier aber ist zart wie vom Kälbchen. Am liebsten würde ich sofort tauschen, aber Ida scheint meine genussgierigen Augen gesehen zu haben und zieht schwupps ihren Teller zurück. Und meinen gleich hinterher. „Wenn ich auch mal probieren dürfte, der Herr“, fragt sie keck lächelnd. Ida nimmt einen Bissen, schaut leicht kritisch – und scheint meine Mimikanalyse bemerkt zu haben.

„Aber nein, GustOL, dein Schweinefilet schmeckt auch gut. Jetzt schau mich nicht so vorwurfsvoll an! Im Vergleich zu meiner Wahl ist dein Essen zwar lecker, aber es ruft nicht unbedingt eine Explosion meiner Geschmacksknospen hervor“, beschwichtigt Ida. Ach, sie hat ja recht, aber ich lasse mir meinen Genuss nicht nehmen. Schließlich schmeckt es ja wirklich gut. Nur nicht so wie …

Trotzdem: Das hat gepasst, auch die Mengen, waren mehr als okay. Zufrieden steige ich die Treppen vom Caldero empor. Ein Vierteljahrhundert wird es bestimmt nicht mehr dauern, bis Ida und ich uns wieder sehen. Der nächste gemeinsame Test kommt bald!

 

Essen: 4 (Ida 5) von 5

Ambiente: 4,5 von 5

Service/Freundlichkeit: 4 von 5

Preis/Leistung: 4,5 von 5

Fazit: Das Caldero ist eine absolute Empfehlung. Hochwertiges, leckeres Essen zu einem sehr fairen Preis und das Ganze in einer feinen Umgebung.

 

CalderoMarkt 23, 26122 Oldenburg, Telefon 0441/361 370 80, Mittagstisch montags bis samstags von 12 bis 14.30 Uhr