Warum das Secco am Hafen mein neuer Geheimtipp ist

Schon bevor der erste Bissen in meinem Magen landet, bin ich erstaunt. „Wie raffiniert, guck mal“, sage ich zu meiner Kollegin Ingrid Immerhungrig, die mich heute zum Testen ins Secco am Hafen begleitet – und deute auf die Mittagstischkarte. Kein Datum, keine Tage drauf – sie ist anscheinend dauerhaft. Jeden Tag gibt es die gleichen vier Pasta-Gerichte (alle 6,90 Euro) und drei Salate (6,90 bis 7,90 Euro). Der Arbeitsaufwand hält sich so in Grenzen – denn wenn man die Komponenten geschickt kombiniert, kann man im Nu ein frisches, gutes Gericht auf den Tisch zaubern.

 

Handy raus – Zeitmessung! Wir entscheiden uns für die Gerichte, schon steht ein Kellner da und nimmt die Bestellung auf.  Zwei Minuten später bekommen wir unsere Apfelschorlen und – das hat Stil: Das Besteck und Servietten aus richtigem Stoff. Nach weiteren sieben Minuten stehen herrlich bunte und dampfende Teller vor uns. Kunstvoll mit Gemüse und Salatblättern drapiert. Ingrid macht große Augen und scheint regelrecht hin und weg von der Optik. „Das sind ja richtig kleine Kunstwerke“, staunt sie. „Und dann dieser Duft…“

Ich muss gar nicht mal großartig schnuppern. Der fruchtige, leicht scharfe Geruch meines „Chicken Currys“ steigt hoch und prophezeit meinen Geschmacksnerven: Hier kommt was Leckeres! So sinnlich exotisch, wie es für deutsche Gaumen gerade noch gut verträglich ist. Und genauso schmeckt es auch.

Die in Streifen geschnittene Hähnchenbrust ist zart und keine Spur trocken. Eine sahnig-pikante Currysoße, die perfekt auf alle Zutaten abgestimmt zu sein scheint, aktiviert mein Genusszentrum. Einzig und allein dem Gemüse hätte man etwas mehr Garzeit gönnen können. Besonders Möhre und Broccoli sind doch sehr bissfest. Dafür sind die selbst gemachten Nudeln recht weich, aber nicht zu sehr. Aber wer will hier meckern?!

Meine Kollegin braucht keine großen Worte – man sieht sofort, dass es ihr schmeckt. Nur wenige können so selig lächeln und gleichzeitig kauen wie Ingrid. „Tellertausch?“, frage ich sie. „Tellertausch!“, kommt es zurück. Und schwupps probiert jeder beim anderen. Tatsächlich, ihr „Pesto di Basilico“ steht meinem Gericht kaum nach. Hier werden die Nudeln von einem mild-würzigem Basilikum-Pesto umschmeichelt.

Neben dem frischen Gemüse wie bei mir, kommen hier noch Rucola-Blätter und feine Parmesan-Raspeln dazu. Vor allem der Salat schmeckt, als wäre er ne Stunde vorher auf einem Ammerländer Acker geerntet worden.

 

Während wir weiterschmausen, überlegen wir, warum hier so wenig los ist. Sieben bis acht Leute – mehr sind nicht mit uns im Raum. Am Essen kann es ganz bestimmt nicht liegen. Auch nicht an der Einrichtung. Hier schaffen nackte Betonwände, warmes Licht und schickes Mobiliar mit Holz und Leder ein kontrastreiches und angenehmes Ambiente. Am Service kann es auch nicht liegen, denn der ist schnell und freundlich.

„Ist wohl die Lage“, meint Ingrid. „Zwar schön am Hafen, aber bei dem kalten Herbstwetter (sie macht eine Bibber-Bewegung) trauen sich die Leute wohl nicht weit von ihren Büros weg.“ Stimmt, daran wird’s wohl liegen. Wir werden auf jeden Fall bald wieder diese Widrigkeiten auf uns nehmen.

Essen: 4,5 von 5 Punkten

Service/Freundlichkeit: 4,5 von 5 Punkten

Ambiente: 4,5 von 5 Punkten

Preis/Leistung: 5 von 5 Punkten

Fazit: Flott, lecker, günstig: Secco am Hafen macht’s vor, wie ein guter Mittagstisch geht. Hier stimmt einfach alles.

Secco am Hafen, Stau 54, 26122 Oldenburg, Telefon 0441/957 254 44, Mittagstisch von 12 bis 15 Uhr