Alles andere als schnell: das Rondell

Beim Umfahren des Stau-Kreisels hat uns dieses Rondell mit seiner außergewöhnlichen Rund-Architektur schon immer fasziniert. Und da wir mexikanische Küche noch überhaupt nicht im Testprogramm hatten, wurde es jetzt mal Zeit für diesen Laden. An diesem Tag hatten wir als Gastesser mal wieder Ingrid dabei, die vor Hunger schon ganz hibbelig war, und auch der endlich aus den Ferien zurückgekommene Timo gesellte sich dazu. Wir freuten uns auf ein vergnügtes Mittagessen mit vielen lustigen Urlaubsanekdoten. Doch dann kam alles anders.

 

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Ingrid: Mit sowieso schon einer leichten November-Verstimmung und fies knurrendem Magen begleitete ich meine Kollegen zum Rondell. Der Tag sollte nicht besser werden. Ich bestellte einen Burrito mit Lachs. Doch da konnte ich lange warten. Nach über einer halben Stunde hatten Anna, Gustol und Timo alle ihre Teller. Gut, dass die wenigstens vollgepackt waren, denn – ups – mein Essen hatte die Kellnerin prompt vergessen. Eine Entschuldigung dafür gab es nicht, immerhin einen Milchkaffee aufs Haus, mit dem ich die fünf Minuten Extra-Wartezeit bis zum Burrito überbrücken sollte.

Aus den fünf Minuten wurde eine Viertelstunde, in der ich eifrig Pommes von den Nachbartellern naschte. Mein Magen hing mir schon auf dem Boden, mein Kreislauf sackte – eh schon geschwächt ob des trüben Wetters – völlig ab. Da half auch der Wiedergutmachungskaffee nicht mehr. Zehn Minuten vor Ende meiner Mittagspause kam der Lachsburrito dann doch noch. Zu dem Zeitpunkt war mir vor Hunger schon ganz schummrig und meine Laune im letzten Kellerraum.

Da ich nur noch fünf Minuten zum Essen hatte, fiel ich über die überbackene Teigtasche geradezu her. Einen Nachtisch brauchte ich in der Redaktion dennoch, die Mittagspause war verdorben, und das nächste Sturmtief könnte man „Ingrid“ nennen. Ach so: Ob’s geschmeckt hat, kann ich nicht sagen. Dafür ging’s zu schnell.

(Anmerk. der GustOL-Redaktion: Auf eine Bewertung verzichtete Ingrid lieber)

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Anna: Entgegen GustOLs Prognose zerrte die Merengue-Musik in Dauerschleife nicht an meinem Nervenkostüm, sondern lullte mich derartig ein, dass ich Zeit und Raum vollkommen vergaß und mich gedanklich bereits im nächsten Sommerurlaub auf der Sonnenliege befand. Bräsig hievte ich mich dann auch von der Bank hoch, als das Essen kam. Zeit? Kein Gefühl. Dem Hunger nach zu urteilen hat es lang gedauert. Doch dann kam Leben in den November-Tristesse geplagten Geist.

Denn: Als wohl Einzige am Tisch war ich mit meinem Essen doch ganz zufrieden. Käsig-würzig die Sauce, knackig das Gemüse und bissig die Weizentortillas. Kurzum: An den vegetarischen Enchilada Verdura (6,50 Euro) gab’s nichts zu beanstanden, und so gab ich schnell der armen Ingrid einen ab. Ihr Zustand war schlimm. Da half auch der Ausblick auf den Oldenburger Hafen nichts. Von Kollegen hatten wir bereits gehört, dass der Zufriedenheitspegel im Rondell öfters nach unten geht.

Während ich vor mich hinmampfe, denke ich darüber nach. Schade eigentlich, denn das Interior gefällt mir. Man könnte aber definitiv mehr draus machen oder es besser pflegen (Risse im Bezug der Sitzbank). Gleiches gilt für die Mittagskarte. Dass die Ofenkartoffel mit Hähnchenstreifen oder der Tonno Salat mexikanisch sein sollen, das wäre mir neu. Ich finde, wenn man sich als mexikanisches Restaurant deklariert, dann sollte das nicht nur in Musik und Innenausstattung, sondern auch auf der Karte stringent wiederzufinden sein.

Auf Zack ist hier leider auch die Bedienung nicht. Sie ist freundlich, aber langsam. Das stresst in der zeitlich begrenzten Mittagspause – und das nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Chef, der kurzerhand wegen unserer Verspätung die geplante Konferenz absagen musste. Wie gut, dass ich noch die Merengue-Musik im Ohr hatte und mich gedanklich wieder schnell auf meine Liege flüchten konnte.

 

Essen: 3,5 von 5 Punkten (lecker, aber eben einfach)

Ambiente: 3 von 5 Punkten

Service: 2 von 5 Punkten (freundlich, aber nicht professionell)

Preis/Leistung:  3 von 5 (5,50 Euro für die Enchilada hätten auch gereicht)

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Timo: Schön bunt hier, denke ich. Aber die Farben im Rondell überdecken nicht die offensichtlichen Schäden an den Sitzen. Die Bedienung wählt unter den vielen freien Plätzen für uns sogar einen mit besonders auffälligem Riss aus. Der erste Eindruck könnte besser sein, aber wir sind ja zum Essen hier.

Leider geschieht wenig, um den trüben Eindruck aufzuhellen. Eines der Gerichte auf der ohnehin schmalen Mittagskarte ist aus. An übergroßer Nachfrage kann es heute nicht liegen: Außer uns ist kaum jemand da. Die immense Wartezeit von mehr als einer halben Stunde gibt damit umso mehr Rätsel auf. Aber was beklage ich mich? Im Gegensatz zu Ingrid bekomme ich meine Bestellung immerhin.

Das Essen ist in Ordnung, mehr aber auch nicht. Das Putenfleisch am Spieß ist zart, da finde ich nichts zu meckern. Die Pommesspiralen sind, nun ja, Pommesspiralen. Wirklich unerfreulich ist aber der Beilagensalat: bisschen Grünes, ein oder zwei Tomatenscheiben, unter Durchschnittsdressing lieblos dazugeklatscht.

Hätte ich mir dieses Gericht in einer Kantine flott selbst auf ein Tablett gestellt und dafür sechs Euro bezahlt, gäbe es nichts zu klagen: versöhnliches Käffchen dazu, und wieder ab zur Arbeit. Im Rondell habe ich acht Euro allein für das Essen bezahlt,  meine Mittagspause überzogen und höre mir Ingrids Beschwerden darüber an, dass ihre Bestellung vergessen wurde. So ist das Rondell für die nächste Mittagspause keine Alternative.

 

Essen: 2,5 von 5 (Kantinenstandard)

Ambiente: 3 von 5 (Dekor und Musik gleichen die sichtbaren Abschürfungen etwas aus)

Service: 3 von 5 (freundlich, aber nicht professionell)

Preis/Leistung:  2 von 5 (für die Qualität eindeutig zu teuer)

 

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GustOL: Als wir reinkommen, ist nicht viel los. Die Bedienung lotst uns gleich an den nächstbesten Tisch. Begrüßt werden wird dort von einem ordentlichen Riss in der Sitzbank. Wirklich handverlesen ist dieses Plätzchen nun wirklich nicht. Als wir die Karte bekommen, hat jeder schnell sein Mittagsmenü gefunden – das Angebot ist recht übersichtlich. Mein favorisierter Putenburger ist leider aus. Komisch, dabei ist doch kaum was los. Also gibt es das Puten-Schaschlik mit Spiralpommes und einem gemischten Salat.

Richtig auf Zack scheint der Service hier nicht zu sein. Das Wasser für den Kollegen ist halb gefroren, und auf das Essen mussten wir über eine halbe Stunde warten. Für eine schnelle Mittagspause mit anschließenden Terminen geht so was gar nicht. Wenn jetzt viele Gäste da wären, aber so?! Wenigstens ist die Bedienung einigermaßen freundlich. Das rettet noch die zwei Punkte. Nun zum Essen. Das Schaschlik von einem Mexikaner hätte ich mir etwas pikanter vorgestellt. Überzogen wird der Spieß von einer Creme, die eher nach einer Cocktailsoße für Salat schmeckt – und irgendwie auch so aussieht.

Das Fleisch ist einigermaßen saftig, aber keine Offenbarung. Am besten kann man noch die Spiralpommes essen. Dünn, knackig, würzig. Mal was anderes als die typischen Imbissfritten. Dann wäre da noch der gemischte Salat: Er scheint zwar recht frisch zu sein, ist aber ansonsten mit Eisbergsalat, Gurke, Tomatenscheibe, Bohnen, Zwiebelscheibe eher einfach. Auf dem ersten Blick sieht der Teller wirklich gut aus. Geschmacklich ist er okay. Für acht Euro mit den recht einfachen und preiswerten Zutaten als Mittagstisch aber doch einen Tick zu teuer.

Wieder in der Redaktion vergleichen wir das Erlebte intensiv mit den Erfahrungen der Kollegen, die dort auch schon mal gegessen haben. Der Eindruck bestätigt sich. Essen okay bis gut. Mittags dauert es schon mal länger.

Essen: 3,5 von 5 (solide, könnte für mexikanisches Essen etwas mehr Pfiff vertragen)

Ambiente: 3,5 von 5 (Interessante Aufmachung mit großem Potenzial. Aber abgenutzt)

Service: 2 von 5 (Wartezeiten einfach zu lang)

Preis/Leistung: 2,5 von 5

 

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