Oktoberfest-Spezial: Krachen und knacken im Ferdinand

UPDATE: Im Ferdinan ist mittlerweile das i Giovani drin

Griaß Gott und servus mitanand! Sie wussten es vielleicht nicht, aber diesen Sonnabend passiert das, worauf sich der Münchner schon das ganze Jahr über freut: Das Oktoberfest startet.

Scharen von saufwütigen Touristen in noch schnell gekauften zu kurzen und zu grellen Pseudo-Trachten strömen dann bierselig durch die Straßen der bayerischen Landeshauptstadt. Ein Kauderwelsch an Sprachen liegt in der Luft – genauso wie dieser ganz speziell riechende Bier-Mief. Alkohol-Leichen säumen den Wegrand und Feierwütige die Seitengassen zwischen den Zelten, in der Hoffnung, doch noch irgendwie ins Innere zu kommen. Wenn der Hedonismus ein Ort wäre, es wäre wohl die Theresienwiese.

Der Obergrant auf YouTube: Komiker Harry G über die Wiesn:

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe die Wiesn. Zehn Jahre habe ich in München gelebt. Und jedes Jahr war ich mehrmals dort, habe Mass-Rekorde gebrochen, auf den Bänken getanzt, Freunde fürs Leben gefunden – und nach ein paar Stunden wieder verloren. Ja, ein bisschen wehmütig hänge ich dieser Zeit schon nach.

Grund genug, für die nächsten zwei Wochen ein bisschen Oktoberfest-Feeling nach Oldenburg zu holen. Immerhin gibt es hier doch mehr Bayerisches, als man zunächst vermuten würde. Das Ferdinand zum Beispiel. Das Restaurant liegt prominent platziert am Waffenplatz und ist wohl erste Anlaufstelle, wenn es um „Gmiatlichkeit“ und geselliges Beisammensein geht.

Und das brauchen Anna und ich heute an diesem Montag. An diesem Haxen-Montag. Für 9,99 Euro gibt es im Ferdinand Fleisch satt. Die Erwartungen sind bei uns beiden groß. Bei mir, weil eben Schmankerl-Kenner. Und bei Anna, weil sie doch tatsächlich mal eine bayerische „bessere Hälfte“ hatte, die sie gern mit regionalen Leckereien verwöhnte. Unsere Gaumen sind also in dieser Hinsicht verwöhnt.

Wir bestellen: Eine ofenfrische Schweinshaxe mit Sauerkraut oder Rotkohl, Kartoffelknödel und Dunkelbiersoße (Anna) und eine Haxenpfanne ebenfalls mit Sauerkraut oder Rotkohl und Bratkartoffeln. Dazu Oktoberfestbier mit 6,1 Prozent (0,5 Liter/4,30 Euro). O’zapft is.

Haxn so weit des Auge reicht.
« 1 von 3 »

Das Bier kommt flugs und schmeckt fast zu gut – auch, wenn es Löwenbräu und kein Augustiner ist. In langen Zügen hauen wir den süffigen Gerstensaft regelrecht weg. Dann das Essen. Die Kruste der Haxn ist, wie sie sein muss: resch! Sie kracht wie ein gigantischer, würziger Kartoffelchip zwischen den Kiefern, darunter wartet zartes manchmal etwas mehr durchwachsenes Fleisch. Welch‘ ein Genuss! Im Ferdinand wird Herzhaftigkeit groß geschrieben.

Apropos groß. Die Kalorienmenge entspricht ungefähr einer üblichen Tagesration. Jeder von uns hat rund ein Pfund Fleisch serviert bekommen. Dazu noch die Beilagen, die dank des sich ausbreitenden Fleischfetts eine hohe Energiedichte aufweisen. Nach einer Viertelstunde fangen wir an, mit unseren Mahlzeiten zu kämpfen – und trotzdem sind Teller beziehungsweise Pfanne noch zu gut einem Drittel gefüllt. Fünf Minuten später geben wir auf und fallen in ein seeliges Fress-Koma.

Die üppigen Reste lassen wir uns einpacken. Die Haxn wird uns auch noch am nächsten Tag erfreuen. Glatte fünf Punkte. Bratkartoffeln und Kraut sind lecker. Anna findet ihren Knödel allerdings etwas wässrig, aber okay.

Hervorzuheben ist der Service im Ferdinand: Es wurde sogar extra noch versucht, die etwas zu hellen Lampen an unserem ersten Tisch zu dämmen. Und als das nicht so recht klappen wollte, wurde sich gleich mehrfach entschuldigt. Ist doch kein Ding, sind wir eben kurzerhand umgezogen. Zum Ambiente lässt sich sagen: urgemütlich-holzig mit fescher Bedienung in Tracht. Allerdings mag die Radiomusik nicht so zum Konzept passen. A bissl Blasmusi, des wärs gewesen. Schad!

Ach ja, und für alle Bayern-affinen, aber nicht -erprobten „Preißn“ zeigt der in München lebende Komiker Harry G noch, wie man sich mit so einem Masskrug in der Hand nicht blamiert:

 

 

Essen:  4,5 von 5 Punkten

Service/Freundlichkeit:   4,5 von 5 Punkten

Ambiente:   4 von 5 Punkten

Preis/Leistung:   4,5 von 5 Punkten

 

Fazit: Ja mei, die Ferdinand-Haxn würde auch in Bayern top sein. Hier fühlt sich auch der „Preiß“ wohl. Wir kommen wieder!

 

Waffenplatz 1, 26122 Oldenburg, Tel.: 0441/36111960, Öffnungszeiten: Mo bis Fr ab 11.30 Uhr, Sa ab 9 Uhr und So ab 10 Uhr.